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Die sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Kriminalität, die Kriminologie, beschäftigt sich mit Ursachen, Folgen und dem Ausmaß normabweichenden Verhaltens. Lange Zeit standen dabei Fragen nach den Hintergründen kriminellen Verhaltens, dem richtigen Umgang mit Täter:innen und Erklärungen für Kriminalitätsentwicklung im Vordergrund. Das Opfer einer Straftat spielte eine geringe bis gar keine Rolle, allenfalls wurde es als Erklärungsansatz für Kriminalität hinzugezogen, nicht zuletzt in fragwürdigen Diskursen um eine „Opfermitschuld“. Diese Haltung wandelte sich in Deutschland erst in den 1960er Jahren mit den sog. „Frankfurter Auschwitz-Prozessen“, in denen neben der Bedeutung von Opfern für Strafprozesse erstmals auch die Notwendigkeit ihres Schutzes und ihrer Unterstützung in Verfahren wahrgenommen wurden. In der Folge kam der Praxis in Form von Opferschutzverbänden, welche die Situation und v. a. die Hilfs- und Schutzbedürftigkeit der Opfer herausstellten, eine wesentliche Rolle im Opferschutz zu. Es wurden seitdem etliche Gesetze auf den Weg gebracht, welche die Stellung der Opfer von Straftaten verbessern sollten. Ihre Betroffenheit und Sicht, sei es hinsichtlich ihrer Viktimisierungserfahrung, Beziehung zum/zur Täter:in, dem Anzeigeverhalten oder der Bewältigung der Tat, wird seitdem auch wissenschaftlich verstärkt untersucht. Die thematische Auseinandersetzung gilt dabei keineswegs als abgeschlossen. Das Forschungsfeld ist durch eine Vielzahl an deliktsspezifischen, aber auch themenübergreifenden Viktimisierungsstudien geprägt, Opferschutzverbände finden sich sowohl regional als auch bundesweit in Form von Vereinen sowie staatlichen Angeboten und auch der gesetzliche Rahmen entwickelt sich stetig weiter, nicht zuletzt aufgrund entsprechender EU-Richtlinien.
In diesem Kontext ist es umso erstaunlicher, dass im deutschsprachigen Bereich bis dato keine Veröffentlichung existierte, in welcher die Opferbelange interdisziplinär und aus theoretischer wie empirischer Sicht beleuchtet werden. Diese Lücke möchte das vorliegende Handbuch schließen.
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Prof. Dr. Gina Rosa Wollinger ist Professorin an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW und lehrt dort Soziologie und Kriminologie. Sie ist im wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Präventionstags, des Bundeskriminalamts und desWEISSEN RINGS.
Prof. Dr. Ulrike Zähringer ist Professorin für Kriminologie und Strafrecht an der Hochschule in der Akademie der Polizei Hamburg. Sie ist Mitglied des Forschungsbeirats des Bundeskriminalamts.


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