Geschildert wird die Entwicklung der Hauptfigur Niels Lyhne, der auf einem
Gut in Jütland im Spannungsfeld elterlicher Gegensätzlichkeiten heranwächst.
Die Auswirkungen determinierender Erbfaktoren werden verstärkt durch Erziehung
und prägende Erlebnisse, sie >>formen an dem weichen Ton, alles formt daran,
alles hat Bedeutung<<. Die Begegnung mit seiner jungen, Züge einer Femme
fatale tragenden Tante Edele lässt in dem zwölfjährigen Niels erste erotische
Empfindungen erwachen. Ihr Tod führt zum Verlust des kindlichen Glaubens.
Als Student in Kopenhagen verliebt sich Niels in Tema Boye, hinter deren
ostentativ zur Schau gestellten unkonventionellen Ansichten sich eine zutiefst
bürgerlich-konservative Lebenshaltung verbirgt. Der Tod der Mutter und
die Verlobung von Frau Boye mit einem Mann der Kopenhagener Gesellschaft
lassen Niels vereinsamen. Später verliebt er sich in seine Kusine Fennimore,
die ihm aber seinen Freund Erik, einen Maler und Bildhauer, vorzieht. Drei
Jahre später besucht Niels das Paar und zwischen ihm und Fennimore entwickelt
sich eine Liebesbeziehung, die nach Eriks plötzlichem Tod durch einen Hassausbruch
Fennimores jäh beendet wird. Nach einsamen Jahren im Ausland kehrt Niels
auf das väterliche Gut zurück und heiratet die 17-jährige Gerda, die aus
Verehrung und Liebe zu ihm seine atheistische Weltanschauung übernimmt,
in ihrer Sterbestunde jedoch zum Glauben zurückkehrt. Auch Niels gibt angesichts
des Leidens seines todkranken Kindes vorübergehend seine Überzeugung preis
- eine >>Fahnenflucht<<, ein >>Abfall von sich selbst<<, der ihn halb bewusst
im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 den Tod suchen lässt. Schwer verwundet
fantasiert er davon, dass er >>stehend sterben<< wolle und weist das Angebot
geistlicher Betreuung zurück.